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01.12.2009 :: SKB-Tag aus Sicht von Gerd Hahnemann

skb_tag_gh_0 Gerd Hahnemann, selbst Trainer beim SKB-Tag, gibt seine Sicht zum Event wieder.






Wenn die Taika-Trommeln rufen... vor allem, wenn es Samstag Morgen und der Weg aus dem Traumland keineswegs schon vollständig zurück gelegt ist, dürfte auch dem völlig Uninteressierten klar sein, dass hier Ernst gemacht wird und nur diejenigen noch um Schlaf bemüht sind, die den Kampfkünsten nichts abgewinnen können!

So trommelten sich also die Jünger um Thomas Hagemann, unserem Vizepräsidenten des Sächsischen Karatebundes, gegenseitig und uns allesamt mit aus unseren Träumen, den neuen Tag zu begrüßen und zu erleben!

Diese Vorstellung der Trommler vom Karateverein Dantai Marienberg gleich zu Beginn im weiteren Verlauf zu toppen, stellte sicher eine große Herausforderung dar und wie sich der Tag entwickelte, will ich hier beschreiben.

Lasst mich aber weiter vorn beginnen, zu einer Zeit, in der die tiefen Gräben und hohen Mauern längst schon erfunden waren, vielleicht so um die Mitte der 1980er, um uns herum war`s noch DDR, und von einem Mitglied der damaligen zentralen Dan-Prüfungskommission des Deutschen Judoverbandes der DDR wurde eine „Ausarbeitung“ über asiatische Kampfkünste angeboten, lieblos und eher inkompetent in schlechter Schwarz-weiß-Dia-Film-Qualität (einfach nur ungeeignet für diese spezielle Aufgabe) und das für 74 DDR-Mark und ich war wahrscheinlich auch der Einzige, der das gekauft hat. Jedenfalls beschwerte ich mich über den Unfug und was geschah? Nicht etwa die übliche Funktionärsschelte, viel schlimmer, es erging die Aufforderung, es einfach besser zu machen. Oh, oh, oh, oh, da waren sie, meine Probleme, etwas besser machen, von dem ich keine Ahnung hatte…….aber ich kannte Leute: Thomas Richter, der heutige Landestrainer in Sachsen, beschaffte das Material, ich (Gerd Hahnemann) war für die fotografische Umsetzung zuständig und alle zusammen unter der Leitung von Dirk Schüller, der alles ganz ordentlich zusammenstellen konnte, weil er das dafür erforderliche Wissen hatte, machten den Spaß perfekt und ernteten ordentlich (allerdings in sehr engem Rahmen) Anerkennung, selbstverständlich wurde das niemals veröffentlicht, aber wir haben bereits zu diesem Zeitpunkt ein kleines ernsthaftes Werk geschaffen. Dirk Schüller ist heute längst noch viel tiefer in die Materie der Kampfkünste mit seinem Forscherdrang eingedrungen und gilt wohl in dieser Hinsicht als wichtiger Ansprechpartner im Sächsischen Karatebund. Und genau bei diesem Karatetrainer absolvierten eine ganze Menge Karateka, die die Hälfte der Halle komplett beanspruchten, die erste Trainingseinheit zum Tag des Sächsischen Karateka am 21.11.2009 in Frankenberg. Ingolf Bartsch, Präsidiumsmitglied im SKB und dessen Geschäftsführer, hatte mit seinem „Karateverein GO-JU Frankenberg e.V.“ zu diesem Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Sächsischen Karatebundes e.V. eingeladen und was für ein Wunder, es hätten nicht viel mehr sein dürfen, wir hatten eine Riesenhalle, aber die hätte noch größer sein können, ca. 240 Teilnehmer sollen es gewesen sein….! Allerdings konnten wir uns auch in diesem Jahr wieder auf die „Lehrgangsverweigerer“ verlassen, die ihr Geheimwissen lieber für sich behalten wollten. Einige sind aber wohl aus prinzipiellen und damit unpassenden Gründen nicht gekommen, deren Sache!

Dirk ist einer derjenigen, die sich insbesondere für die Anwendungen der verschiedenen Kata, egal welcher Stilrichtung diese angehören, einsetzen. Dabei geht es keinesfalls darum, zu behaupten, nur diese eine Variante sei richtig, sondern um Entwicklung. „Das Alte bewahren um das Neue zu verstehen“. Eine solche Behauptung wie diese, dass man das „unverwechselbare“ so-und so-Karate betreibt und sich ausschließlich an „Standardübungen“ klammert, die angeblich vom „Meister“ aufgestellt und dennoch seitdem unzählige Male verändert und wieder verändert wurden, ist wohl eher der untaugliche Versuch, die eigene Verständnislosigkeit für die Sache zu kaschieren.

Für mich persönlich war diese Einheit besonders effektiv, die Romy, Verantwortliche im Stiloffenen Karate des SKB, hat sich neben ihrer Rolle als Trainierende um den Teil gekümmert, der unserem Kampfkunstteam.de das vermittelte Wissen sicherte (ein Sachverhalt, auf den ich immer wieder hinweise, denn schnell gerät Lehrgangswissen in Vergessenheit) und ich konnte mit Jan Geppert, dem Präsidenten des SKB, beruhigt üben.

Jan ist nämlich Shotokaner, ich bin im Goju-Ryu zu Hause. Dirk stellte Anwendungen der Seiinchin (Goju-Ryu) und der Heian-godan (Shotokan) vor. Jeder von uns konnte also seine Stärken einbringen und fein war`s! Die Einheit war schnell rum, wie viel jeder mitnehmen konnte, hängt sicher vor allem von seinem Verständnis für die Sache ab. Natürlich kann jeder bei Dirk nachfragen, ganz klar, wenn sein Telefon aber besetzt sein sollte, frage ich wohl grad nach und das kann dauern!

Zeitgleich lief ein Training mit Oliver Juhrs, der als Stuntman arbeitet und die Kunst des Wushu betreibt. Wushu steht wohl als Überbegriff der chinesischen Kampflüste, so wie das Kempo die japanischen Kampfkünste zum Inhalt hat. Oliver Juhrs ist eine Kapazität auf seinem Gebiet und er war sehr überrascht über die hohe Teilnehmerzahl, was er sonst gar nicht so gewöhnt ist. Da es natürlich bei den Techniken mit so vielen Kindern sehr schwierig ist, allein vernünftig zu arbeiten, stand dem Oliver neben anderen Helfern Thomas Hagemann zur Seite. Der ist ziemlich gut drauf, was Kindertraining angeht und schon auf Grund seiner großen Erscheinung zwangsläufig wenigstens für die Kinder (natürlich auch nur im ersten Moment!), die ihn zum ersten Mal sehen, furchteinflößend. Nach paar Minuten merken nämlich auch die, dass sich da ein Riese um sie bemüht, der zweifellos zu den Guten zählt!

Einen Eindruck von dieser Trainingseinheit musste ich mir vom Video machen und es sah natürlich ganz lustig aus, wie die Kids beim Purzelbaum auf einer dicken Hochsprungmatte oder bei Spielchen im Kreis bei ständigem rauf und runter gar nicht erst der Schulsportgedanke* aufkam.

Nun kann ich mich natürlich nicht zerteilen, denn ich habe zeitgleich ja bei Dirk trainiert. Aber ich habe dann am Training von Oliver für die Erwachsenen teilgenommen, zugegebener weise mit wenig Erfolg, denn die Thematik akrobatische Sprünge haben sich wenige der anwesenden Teilnehmer des Seminars von einigen zur Auswahl gestellten Themen gewünscht und da kann ich nicht mithalten und na ja, ich wollte es auch nicht so recht, denn einen wenigstens kleinen Einblick ins Wushu hat wohl niemand bekommen können, was mit dem Thema „Grundlagen“ wohl besser gelungen wäre. Aber ich will nicht meckern und zufrieden sein, denn es war natürlich insgesamt ein ordentlicher Tag und ich konnte schon zu einem früheren Zeitpunkt bei Oliver trainieren und deshalb wusste ich vorher schon, dass er auch die Grundlagen drauf hat! Zum Beispiel könnt ihr die Romy Scharrer, wie gesagt Referentin des SOK im SKB, fragen oder die Doreen Drehmann, eine Schülerin von Lutz Heinke, auf den ich noch zu sprechen komme. Beide KarateFrauen haben sich beim Üben des Rades Hilfestellung geleistet und es sah aus, als würden sie schon jahrelang den gefährlichsten Kriegskünsten nachgehen, die man sich vorstellen kann Smile Für mich persönlich ohnehin sehr bemerkenswert die Vielseitigkeit von Doreen, die alle Facetten des Karate auszuloten scheint, denn sie hat erst dieses Jahr wieder im Wettkampfbereich der Leistungsklasse sowohl im eigenen Land als auch bundesweit der Konkurrenz das Fürchten gelehrt und krönte dieses sehr erfolgreiche Jahr gar mit den beiden Titeln der Deutschen Meisterin in Kata und Kumite der Masterklasse.

Auch hier gab es parallel dazu eine Einheit, in der sich Lutz Heinke vom 1. Görlitzer Karateverein das Ziel gesetzt hat, Kinder an „athletisches Karatetraining“ heranzuführen. Da mich dieses Training natürlich selbst sehr interessiert hat, musste ich kurzzeitig das Training von Oliver verlassen, dies war erlaubt und ist selbstverständlich keine Respektlosigkeit, sondern einfach meinem Wissendrang geschuldet Smile Der Lutz ist ein Powermensch und –karatetrainer, dies hat er nun wirklich wieder einmal bewiesen und ich bewundere diese Energie sehr. Aber auch sein Vortrag der Techniken, die er von seinen Teilnehmern verlangte, war so dermaßen exakt und kraftvoll und vor allem dem Anliegen der Kampfkunst und dem Kampfsport Karate entsprechend, dass es den Kindern sichtlich Freude machte, bei ihm zu trainieren. Ich hätte vielleicht mal die Schritte zählen sollen, die Lutz während des Trainings selbst zurückgelegt hat, wenn er nicht gerade selbst Techniken demonstrierteJ Ich muss natürlich auch sagen, dass Corinna Müller von Tomogara Ryu Kamenz eine sehr gute Figur als Co-Trainerin abgegeben hat und deutlich werden ließ, dass es auch Powerfrauen im Karate gibt! Eine Ausnahme ist sie damit allerdings nicht, denn der aufmerksame Leser weiß natürlich aus dem vorhergehenden Text, dass es mindestens zwei weitere Frauen dieses hervorragenden Formats gibtSmile

Das anschließende Seminar „Selbstverteidigung und Fitness“ habe ich selbst abgehalten und hier habe ich mich schon selbst natürlich viel gelobt, das will ich euch jetzt ersparen Smile Ich will lediglich kurz auf mein Anliegen zu diesem Thema eingehen. Jeder weiß, dass Selbstverteidigung auch Fitness ist, das ist umgekehrt natürlich nicht automatisch so. Ich wollte mit meinen Ausführungen selbstverständlich auch niemanden belehren, sondern nur meine Ansichten dazu weiter geben. Zunehmende Fitness hat immer etwas mit zunehmender Intensität zu tun und ist keineswegs nur auf den körperlichen Aspekt beschränkt, denn es muss selbstverständlich auch die geistige Fitness gestärkt werden.

Vor allem ist es der Druck, der bei sehr engem Kontakt aufgebaut werden muss, hier müssen Nehmerqualitäten genauso gestärkt werden wie die Geberqualitäten. Interessant ist immer wieder, dass aber die Geberqualitäten gelegentlich gar sehr unterentwickelt zu sein scheinen, denn der Teil, den der Angreifer so manches Mal zeigt, scheint mir doch eher der des Träumers zu sein. Romy Scharrer hat hier natürlich sehr gut zeigen können, dass Selbstverteidigung vor allem für die körperlich nicht so stark geratenen besonders geeignet ist, eine starke Persönlichkeit aufzubauen, denn sie stand mir bei meinem Vortrag als Partnerin zur Verfügung.

Kein solches vielseitiges Event ohne den Leistungssport, ganz klar und hier hatte sich der Organisator natürlich auch etwas besonders einfallen lassen, indem er den wohl erfolgreichsten Kumite-Trainer der Republik, Jugend-Bundestrainer Klaus Bietsch, eingeladen hatte. Der ging natürlich auch in die Vollen und verlangte den Trainierenden einiges ab. Überhaupt sollten sich einige der Leistungssportler durchaus im Klaren darüber sein, dass sie für den sportlichen Erfolg einfach mal mehr tun müssen. So mancher verlangt hier vom Trainer irrsinniger weise mehr, als von sich selbst! Keiner muss sich das antun, leistungsorientiert Karate zu betreiben, aber wer sich dafür entscheidet, muss auch entsprechend trainieren, womöglich auch dann noch, wenn die Schulkameraden längst schon die Kleinen auf den Spielplätzen einzuschüchtern versuchen oder wo anders abhängen! Selbstverständlich muss das jeder erst herausfinden, ob er es will oder nicht, wenn’s aber dann doch zu sehr anstrengt, ist es wirklich besser, wenn er da nicht weiter im Weg herum steht!

Alles in allem hat der Tag wieder gezeigt, wie die verschiedenen Stilrichtungen gut zusammentrainieren und womöglich auch mal zusammen arbeiten können. Es war echt interessant, auch einmal zwischen den Einheiten hin und her zu pendeln, auf einmal sah man, wie der Kumite-Trainer Leistungssport ähnliche „Wahrnehmungsprinzipien“ abverlangte wie der Selbstverteidigungs-Trainer und das zeitgleich, da gab’s kein klauen in dem Moment, oder wie sich die Sprünge ähnelten, die der Wushu-Experte zeitgleich seinen Teilnehmern zeigte und der Karatetrainer der Kinder zeitgleich zufällig etwas ähnliches machte. Es gibt da diese Denkweise, man macht die total geheimen Techniken und welch ein Verrat, irgendjemand hat sie weitergegeben…..ich glaube nicht, dass es in den Kampfkünsten noch Geheimtechniken gibt, auch keinen Verrat und kein Klauen, alles ist da und jeder kann sich ordentlich bedienen! Die Globalisierung hat uns hier, Buddha sei Dank, auch eingeholt!

Mir persönlich hat es aber sehr viel Spaß gemacht an diesem Tag, sowohl als Übender als auch als Trainer, der aber ja auch nichts anderes als Übender ist! Wann und wo die Veranstaltung im nächsten Jahr ist, erfahrt ihr hoffentlich bald im Terminkalender des Sächsischen Karatebundes.

Wer immer noch nicht genug vom Tag des Sächsischen Karateka hat, kann gern auf unserer Homepage unter www.kampfkunstteam.de noch eine ordentliche Bildergalerie anschauen oder sonst noch, was ihm gefälltSmile

In alter Freundschaft!

Gerd Hahnemann

* Schulsportgedanke: Möglichst gar nicht erst in Bewegung kommen und wenn doch, dann so sparsam wie möglich und sich dann als übergewichtiges Kind beim Hochsprung quälen!

 

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Text von: Gerd Hahnemann
Fotos von: Romy Scharrer

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